Einsatz vom 27.05.2003 - Herr V. aus dem Krankenhaus entlassen !

So manch interessante Tatsache konnte man beim Besuch des 10. Kongresses für Notfall- und Katastrophenmedizin am 04. und 05. September 2003 im AKH Wien erfahren.

Verschiedene Referenten berichteten, das Spektrum reichte von Maßnahmen der Wieder-belebung, Reanimation mit halbautomatischen Defibrillatoren, physische und psychische Belastung in der Notfallmedizin, Bedrohungsbilder durch Terrorismus, Kindernotfällen bis hin zu Brand und Verbrennungskrankheit. Die Versorgung eines Verunfallten wird natürlich vom Rettungsdienst seit vielen Jahren bereits am Einsatzort in einem bestens bewährten System eingeleitet, aber auch FeuerwehrkameradInnen können in Situationen kommen, wo sie Erst-maßnahmen bei einem Patienten durchführen müssen. Auch der Umstand, dass belastende Einsätze auch die Feuerwehren nicht verschonen und somit die Einsatzbereitschaft beein-trächtigen können, wird ja mittlerweile schön langsam akzeptiert.

So war etwa vom Vortragenden der Wiener Berufsfeuerwehr zu hören, dass bei Wohnungs-bränden bewußtlose Personen zu 80% im Bereich der Wohnungstüren zu finden sind, da sie meistens knapp vor dem Öffnen der Türen zusammenbrechen. Aus diesem Grund wird dieser Bereich zuerst abgesucht. Die allseits bekannten Rutschstangen werden in den Feuerwachen nicht mehr benutzt, da der mögliche Zeitgewinn in keiner Relation zu möglichen Verletzungen der Einsatzmannschaft steht. Und wie war das bei uns Freiwilligen mit der oft gezeigten Hektik beim Ausrücken ? In einem anderen Vortrag war zu hören, dass die Gabe von Cortison nach einer Rauchgasbelastung doch vielleicht nicht den gewünschten Effekt bringen soll.

Ein anderer Vortrag hatte die Behandlung Schwerstbrandverletzter zum Thema. Und ein dabei präsentiertes Foto zeigte Herrn V., der von uns "Gmündern" - gemeint sind sowohl Feuerwehr als auch Rettungsdienst - am 27.05.2003 aus der Gefahrenzone gerettet, wiederlebt, erstversorgt und transportfähig gemacht wurde. Einer der damals eingesetzten Notärzte, Ass. Dr. M. Kertesy, hat sich immer wieder über den Gesundheitszustand des Patienten an der Fach-abteilung erkundigt und uns am aktuellen Stand gehalten. Diesmal habe ich die Gelegenheit genützt und den behandelnden Kollegen nach seinem Vortrag über den Zustand des Patienten gefragt. Und meine Überraschung war zeimlich groß, als ich hören mußte - nein durfte, dass Herr V. am 05.09. in häusliche Pflege entlassen werden konnte. Es wurde mir auch bestätigt, dass nur sehr wenige Patienten derartig schwere Brandverletzungen überlebt haben. Ein Grund mehr zur Annahme, dass die schnellstmögliche Rettung aus dem Gefahrenbereich durch die Feuerwehr Gmünd, die prompte medizinische Versorgung durch das personell verstärkte NAW-Team Gmünd, der schnelle und schonende Transport mit dem Notarzthubschrauber Christophorus 10 und die Spezialbehandlung im UKH Linz das Unmögliche möglich gemacht haben. Wir haben uns alle diesen Ausgang erhofft, jeder der die Situation vor Ort erlebt hat, konnte sich das nur schwer vorstellen. Herr V. muß allerdings noch in ein Rehabilitationszentrum. Vielleicht besteht sogar die Möglichkeit, dass die an der Rettung beteiligten Helfer Herrn V. besuchen dürfen. Allerdings nur wenn der Patient das auch wünscht, die Mannschaften der Feuerwehr und des Notarztwagens würden sich sicher freuen, Herrn V. unter anderen Umständen wiederzusehen. Den Kameraden, die damals unter Einsatz ihres eigenen Lebens in den Tank eingestiegen sind, bleibt auf jeden Fall das Wissen, maßgeblich an der Rettung eines Menschen beteiligt gewesen zu sein.

Für den Inhalt verantwortlich: BFA Dr. Michael Böhm, 1. Kommandantstellvertreter der Freiwilligen Feuerwehr der Stadt Gmünd, Facharzt für Anästhesiologie, bei diesem Einsatz am 27.05. als Atemschutzträger an der Rettung und als Notarzt an der Versorgung mitbeteiligt.