Herzkreislaufstillstand, was nun ???

Am 09. Juni betrat nach ca. 22.15 Uhr ein Mann in Gmünd ein Lokal. Auffallend war, daß er sich mehrmals durchstreckte, der Aufdruck einer Spedition am Rücken seiner Jacke legte den Schluß nahe, daß es sich um einen Fernfahrer handelt, der vielleicht nach einer längeren Fahrt Rückenschmerzen haben könnte. Doch nach kurzer Zeit fragte er eine Kellnerin, ob es hier wo einen Arzt geben würde. Unter den wenigen Gästen im Lokal waren auch zwei Mitglieder der Feuerwehr Gmünd, darunter der Kommandant. Er hatte das Gespräch zwischen dem LKW-Lenker und der Kellnerin mitgehört und stellte sich dem Fahrer als Arzt vor, unterstützt wurde er dabei von der Feuerwehrkameradin, die auch Sanitäterin beim Roten Kreuz Gmünd ist. Herr L. gab jetzt starke, seit Stunden anhaltende Schmerzen in der linken Brust an. Daraufhin wurde vom Kommandanten unverzüglich über die Lebig Zwettl der Notarztwagen Gmünd angefordert. Die Alarmierung durch die Lebig erfolgte prompt, aber in der Zeit bis zum Eintreffen des NAW änderte sich die Lage dramatisch. Der zunächst noch ansprechbare Patient klagte kurz über Schwindelgefühl, wurde bewußtlos und hatte kurzfristig Krämpfe. Stabile Seitenlage, Freihalten der Atemwege, Holen des Notarztkoffers aus dem Privatauto und Abstellen einer Kellnerin zum Einweisen des anfahrenden Notarztwagens waren die nächsten Schritte. Zunächst hatte der Patient noch eine ausreichende Spontanatmung und einen Puls. Zeitgleich mit der Ankunft des NAW kam es allerdings zum Kreislaufstillstand, Verdachtsdiagnose: Kammerflimmern im Rahmen eines Herzinfarktes ! Mit dem Notarztteam und der technischen Ausrüstung des NAW konnte jetzt aber das volle Programm einer notfallmedizinischen Versorgung durchgeführt werden, dabei hatten aber 5 Leute alle Hände voll zu tun. Binnen kurzer Zeit war Herr L. intubiert und künstlich beatmet, mehrmals defibrilliert, ein venöser Zugang gesetzt, Medikamente gespritzt und Herzdruckmassage durchgeführt. Das Kammerflimmern konnte kurzfristig wieder in einen Sinusrhythmus umgewandelt werden, der Erfolg war aber nur von kurzer Dauer, es kam neuerlich zum Kammerflimmern und in weiterer Folge zur Asystolie ( Herzstillstand ). Durch den Einsatz eines externen Schrittmachers konnte der Patient nach rund einer Stunde transportfähig gemacht und in LKH Gmünd - unter Reanimationsbereitschaft - gebracht werden. An der Internen Abteilung gelang es schließlich den Zustand des Patienten zu stabilisieren und ihn noch in der Nacht mit dem Intensivtransporthubschrauber an die kardiologische Intensivstation des Krankenhauses Wes zu transferieren.

Wer sich diesen Bericht gelesen hat, wird erkennen, daß jederzeit der Fall eintreten kann, Erste Hilfe leisten zu müssen. Kritisch ist gerade die Anfangszeit und die dabei gesetzten Maßnahmen. Richtig durchgeführte Maßnahmen - wie die Lagerung in stabiler Seitenlage - entscheiden auch über die Prognose und ermöglichen es dem Rettungsdienst, den Patienten stabilisieren zu können. Um richtig Erste Hilfe leisten zu können bedarf es aber auch einer entsprechenden Schulung - wann hat man den letzten Erste-Hilfe-Kurs absolviert ? Und auch die richtige Ausrüstung im Privat- oder Feuerwehrfahrzeug erleichtern die Versorgung - Gesichtsfolien für die Mund-zu-Mund-Beatmung am Schlüsselbund, Gummihandschuhe im Verbandskasten, etc. Auch wenn ein Notarzteinsatzmittel rasch vor Ort ist, gilt es, eine gewisse Zeit zu überbrücken. Und gerade von Mitgliedern einer Einsatzorganisationen - wie in diesem Fall Feuerwehr, egal ob in Uniform oder Zivil - wird man erwarten, in einer derartige Notsituation besser helfen zu können wie bei einem Laien, der noch nie mit einer derartigen Lage konfrontiert war. Letztlich macht sich die Auf-frischung eines Erste-Hilfe-Kurses und die Erneuerung des Verbandskasten bezahlt - wenn man die Gewißheit hat, einem Menschen entscheidend geholfen zu haben. Und das wollen wir Mitglieder der Feuerwehr genauso wie die Helfer des Rettungsdienstes. Schließlich arbeiten wir oft genug Schulter an Schulter, als Verbündete mit dem gemeinsamen Ziel der raschen und effektiven Hilfeleistung für den Mitbürger !