Gretzenbach ! Kann das nur dort passieren ?

Die im Fernsehen am Samstag, dem 27. November 2004 laufend gezeigten Bilder haben eine eindeutige Sprache gesprochen ! Dichter, giftiger Rauch, aus einem eingestürzten Gebäudeteil aufsteigend, Brandbekämpfung mit mehreren Strahlrohren von außen und die Gewißheit, daß dort unten Feuerwehrkameraden eingeschlossen sind. Dazu die Meldung: keine Funkverbindung mehr seit 10 Uhr. Allen FeuerwehrkameradInnen - besonders den Atemschutzgeräteträgern - ist bekannt, wieviel Atemluft in den Flaschen zur Verfügung steht und ab welchem Zeitpunkt die Luft knapp werden muß. Was ist hier passiert ? Derartige Einsätze können überall vor-kommen, in Gmünd gibt es beispielsweise 4 Objekte mit Tiefgaragen. Es werden sicher exakte Untersuchungen folgen, um aufzuklären, warum 7 Feuerwehrmitglieder bei diesem Einsatz ihr Leben lassen mußten. Aber bitte nicht mit dem einfachen Schluß: letztlich ist der Einsatzleiter oder der Kommandant zur Verantwortung zu ziehen. Viele Fragen brennen auf der Zunge ! Und sie müssen geklärt werden, um solche Katastrophen in Zukunft zu verhindern. Ist eine Brandmeldeanlage vorhanden, ist eine Sprinkleranlage im Objekt eingebaut und gibt es eine Brandrauchentlüftung ? Und wenn nicht, warum nicht ? Wie kann es geschehen, daß bereits 3 Fahrzeuge brannten, als die Feuerwehr eingetroffen ist ? In dieser Situation wird die Einsatz-taktik wohl in der Schweiz und in Österreich die gleiche sein: mehrere Rohre vor, unter schwerem Atemschutz, also Innenangriff ! Müssen wir unsere Taktik ändern ? Wenn ein Feuer-wehrkommandant im Rahmen einer Bauverhandlung den Einbau einer Brandmeldeanlage vor-schlägt, macht er sich nicht gerade beliebt. Denn die schnellere Alarmierung und Früherkennung eines Brandes und damit auch die größere Sicherheit für die Einsatzkräfte verursachen natürlich höhere Kosten. Vor wenigen Wochen wurde in einer Studie belegt, welch hohen Stellenwert und Ansehen die Feuerwehrmitglieder in unserer Bevölkerung haben. Haben sich diese - egal ob ehrenamtliche oder hauptberufliche - FeuerwehrkameradInnen nicht auch verdient, daß man ihnen im Einsatz höchsten Schutz für die Gesundheit und das Leben zuerkennt ? Wir können in Österreich mit Stolz behaupten, ein sehr gutes Feuerwehrwesen zu besitzen - wie unsere Schweizer Kameraden auch. Die Klärung der Ursache dieser Katastrophe von Gretzenbach wird sicher dazu beitragen, die Sicherheit für die Feuerwehrmitglieder weiter zu verbessern.

Es bleibt die traurige Pflicht, in tiefster Anteilnahme und Respekt jener Kameraden zu gedenken, die im Einsatzdienst - dem Nächsten zur Wehr ! - ihr Leben lassen mußten und den betroffenen Familien, Freunden und der Feuerwehr Schönenwerd unsere aufrichtige und ehrliche Anteilnahme zu versichern.

Für den Inhalt verantwortlich: BFA Dr. Michael Böhm, 29.11.2004